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Im Hundetraining immer mit Leckerlies belohnen?

Leckerlies beim Hundetraining füttern oder den Hund anders belohnen

 Manche Klient*innen rufen mich an und erklären mir als Erstes, dass sie mein Trainingskonzept ganz gut finden, aber, ….. „Aber das mit den Leckerlies, das kommt für uns nicht in Frage.“

Woher kommt die Ablehnung von Belohnungen? Man könnte meinen, in der Hundeerziehung gelten noch die Regeln, die in der Kindererziehung schon lange als Auslaufmodelle abgetan werden. Auf Hundeplätzen gilt immer noch oft: Nicht geschimpft ist schon gelobt.

Trotzdem ist es berechtigt, kritisch zu hinterfragen, ab wann Belohnen nicht nur keinen Sinn macht, sondern möglicherweise sogar schadet.

Zwei Bereiche im Hundeleben

Fangen wir an, das Ganze zu sortieren: Du kannst das Arbeiten und Kommunizieren mit deinem Hund in zwei Bereiche einteilen: Der Erziehungsarbeit einerseits und dem Training andererseits.

Hundeerziehung bedeutet immer auch Beziehungsarbeit. Können du und dein Hund euch vertrauen? Versteht ihr euch und ist Verlass auf die Zeichen des Anderen? Bist du deinem Hund ein zuverlässiger Partner, bietest du Schutz und eine klar verständliche Kommunikation? Behältst du in kritischen Situationen die Nerven, verhältst dich respektvoll und achtsam und bist in der Lage, das Gleiche auf von deinem Hund einzufordern und es entsprechend zu beantworten? Kannst du Grenzen ziehen und bleibst fair aber standhaft? Das Alles sind Frage die wir mit unserem Hund auf der „Beziehungsebene“, also mittels Erziehung, beantworten können. 

Hundetraining wird meist als Sammelbegriff für Alles genommen, was meinen Beruf ausmacht oder ausmachen kann. In diesem Fall und per Definition meint Hundetraining jedoch den zweiten großen Bereich, nämlich eher Hundedressur. Hier geht’s also vor allem um Verhaltensweisen, die aus Hundesicht eher unlogisch, unpraktisch oder einfach nicht notwendig sind, wir aber aus den verschiedensten Gründen trotzdem von ihnen sehen wollen. Wir „dressieren“ unseren Hunden also die verschiedensten Verhaltensweisen und Signale an und manchmal wissen wir selbst nicht mal so richtig, warum wir das eigentlich tun.

Was das Alles mit der Überschrift zu tun hat? Naja, nur, weil es möglicherweise sinnvoll sein kann, viel mit Leckerlies oder anderen Futterbelohnungen zu arbeiten, muss das nicht heißen, dass es immer das Mittel der Wahl ist.

Hund-Mensch-Beziehung versus Hunde-Dressur

 

Wenn dein Hund sich regelmäßig in Laufwege legt und auch garnicht einsieht, dir Platz zu machen, kann es natürlich theoretisch sein, dass er einfach ganz unbedarft am liebsten in Türrahmen und anderen Durchgängen liegt. Wer kennt es nicht: Am besten schläft es sich doch an einer Stelle, an der man ganz sicher immer wieder gestört wird. 

Du könntest deinen Hund nun mit Futter von diesen Stellen weglocken und außerordentlich belohnen, wenn er endlich den Weg in sein Körbchen gefunden hat und dort nun hellwach auf die sekündlich nachgeschobenen Kekse wartet.

Erreicht hast du dann leider nicht sehr viel und schon garnicht, dass dein Hund lernt, dass es nicht seine Aufgabe ist, Laufwege und neuralgische Punkte in unserer Wohnung zu kontrollieren und dass er die Zeit besser nutzen sollte, sich zu entspannen und zu schlafen. Wenn es richtig blöd läuft und ganz viel schief geht, lernt ein mit viel Futter „umgelenkter“ Hund vielleicht etwas über Wegezoll. Aber das soll jetzt hier nicht Thema sein.

Die geschilderte Situation ist ein ganz typisches Beispiel dafür, wann keine Leckerlies und auch kein Training angezeigt sind: Wenn es um das Erlernen und manchmal auch freundliche aber beharrliche Ausdiskutieren von Grundregeln geht.

Ein anderes Beispiel wäre der unbedingte Wunsch des Hundehalters, dass der Hund sich an jedem Bordstein hinsetzen soll. Aus Sicht eines jeden, halbwegs schlauen Hundes, macht das überhaupt keinen Sinn. Das macht nichtmal aus Sicht eines Menschen so wirklich Sinn. Aber, wenn Frauchen das so will, lernen wir das. Und dafür darf es auch gerne viele Belohnungen geben. Dies ist ein Beispiel für eine typische Trainingssituation.

Übrigens: Nur, weil ich in bestimmten Situationen nicht mit Futter oder anderen Begehrlichkeiten belohne, kann ich meinem Hund aber dennoch zeigen, dass ich mit der veränderten (verbesserten) Situation sehr zufrieden bin. Unsere Hunde kennen uns sehr gut und eine entspannte Atmosphäre, ein zufriedener Mensch und Harmonie sind für viele Hunde fast schon essentiell.

Leider haben wir es ziemlich verlernt, unsere Körpersprache bewusst einzusetzen und die von Tieren intuitiv zu lesen. Man kann das aber wieder neu lernen und damit auch im Umgang mit dem eigenen Hund selbstsicherer und verständlicher werden.

Es ist also kein Widerspruch, einerseits großzügiger Leckerlie-Belohner zu sein und den Hund dennoch nicht zu einem ausschließlich futtermotivierten Idioten zu degradieren. Hunde sind viel zu klug und feinfühlig, als dass sie in so eine simple Betrachtungsweise passen würden.

Mit Belohnungen im Hundetraining lieber sparsam umgehen?

Sei großzügig und nett zu deinem Hund. Wenn er etwas gut gemacht hat, neu Gelerntes anbietet und ausprobiert, was du wohl von ihm wünschst, darfst du ihn dafür gerne entlohnen. Frage dich nur: Handelt es sich gerade um eine Trainingssituation oder agieren wir gerade auf Beziehungsebene. 

Ich halte überhaupt nichts davon, einem motivierten Hund für das Hundetraining eingepackte Leckerlies vorzuenthalten oder möglichst wenig zu belohnen. Es kommt vielmehr auf das Wie und Wann an. Im Training, also dem, was wir früher „Dressur“ nannten, kannst du mit Leckerlies um dich werfen. Jedenfalls erstmal. 

Belohne deinen Hund großzügig und kleinschrittig, wenn er gerade eine neue Verhaltensweise erlernt. Hier darf jeder kleine Fortschritt belohnt werden. 

Falls du Angst hast, dass dein Hund durch das großzügige Belohnen mit Leckerlies beim Hundetraining dick werden könnte, kannst du  die Leckerlies von seinem Futter abziehen. 

Ich zerkleinere Leckerlies in winzige Stücke und füttere dafür häufiger. 

Hat dein Hund die gewünschte Verhaltensweise gelernt und beherrscht auch das entsprechende Signal, solltest du beginnen, sparsamer zu belohnen. Also nicht jedes Mal. Belohne also irgendwann variabel. Das kann sogar zu einer weiteren Vertiefung und Festigung des Verhaltens führen. Damit solltest du jedoch wirklich erst beginnen, wenn dein Hund genau weiß, was du von ihm möchtest, er das Signal sicher beherrscht und bis dahin sehr zuverlässig belohnt wurde.

Ab diesem Punkt, kannst du die Leckerlies immer weiter reduzieren und auch durch andere Belohnungen ersetzen. Im Verlaufe eines guten Coachings erlernst du viele Möglichkeiten, deinen Hund zu motivieren ohne, dass dafür immer Futter nötig ist.

Der größte Fehler beim Belohnen mit Leckerlies im Hundetraining

 

 

 

Vermeide es, das Leckerlie schon in der Hand zu halten, während du deinem Hund ein Signal gibst. Andernfalls wird dein Hund nicht nur das Signal selbst lernen, sondern das Futter in der Hand ebenfalls „mitlernen“. Dementsprechend wird er das gewünschte Verhalten nicht zeigen, wenn du nicht das (aus seiner Sicht) vollständige Signal gibst. Nämlich Signal plus Leckerli in der Hand.

Achte also darauf, dass du deinen Hund belohnst und möglichst selten lockst. Sei dafür beim Belohnen besonders großzügig.

Handelt es sich um ein Thema auf der Beziehungs- oder Erziehungsebene, solltest du auf klassische Belohnungen verzichten.

Hast du bereits in die Tasche gegriffen und ein Leckerli rausgeholt, solltest du deinen Hund auch unmittelbar belohnen. Deinem Hund beim Hundetraining erarbeitete Belohnungen künstlich vorzuenthalten ist nicht nur unfair, sondern frustriert Hunde unnötig und führt somit zu Konzentrationsproblemen und schlechteren Ergebnissen. Lerne stattdessen lieber, die Abstände des Lobens und Belohnens grundsätzlich etwas anzupassen und besser zu timen.

 

Fällt es dir schwer, zwischen Erziehung und Training zu unterscheiden? Dann vereinbare doch einfach mal ein Coaching und lerne, wie und wann du deinen Hund am besten belohnst.

Deine

Lerne bei einer Hundetrainerin, wie du Leckerlies richtig einsetzt

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Hundeprofi, Hundetrainer, Ausbildung, Einzeltraining, Mela Hirse

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