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Was ich jedem Hund beibringe

Was müssen unsere Hunde wirklich können? Abwarten können, Frust aushalten, auf uns hören. Klingt wenig, ist aber viel. Ich denke, die meisten von euch, haben ihrem Hund als erstes Grundkommandos beigebracht. 

Bei RehabiliTiere konntet ihr früher auch einen Basis-Kurs buchen, in dem es um Grundkommandos ging. War ich davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist? Habe ich das selbst mit Pflegehunden oder meinen eigenen Hunden so gemacht? Ehrlich gesagt, nein.

Natürlich trainiere ich auch die Basics. Aber schon nach den ersten Tagen liegt mein Fokus vor allem auf der Beziehung zwischen mir und dem Hund. 

Es werden Hausregeln geklärt und ich stelle mich dem Hund vor. Das bedeutet, dass ich ihm Gelegenheit gebe, mich besser kennenzulernen und sich ein Bild davon zu machen, ob ich konsequent, fair, zuverlässig, fürsorglich und liebevoll bin.

Außerdem haben wir Hunde ja zum Spaß. Jedenfalls die meisten von uns. Damit Spaß Spaß bleibt, gibt es einige Grundregeln zu lernen. Da sind wir also wieder bei den Grundkommandos? Nicht ganz.

Mit jemden Hund probiere ich dummytraining - Bisher hat es jeder gelernt!

Dummytraining ist erstmal nicht viel mehr, als einen Dummy zu bringen. Klingt einfach und ist trotzdem viel, viel mehr.

Abwechslungsreiche Beschäftigung

Du kannst einen Dummy verstecken und ihn deinen Hund suchen lassen, du kannst deinen Hund weite Strecken zum Dummy rennen lassen oder zu Hause auf wenigen Quadratmetern apportieren lassen, der Dummy kann mit Futter gefüllt sein oder nicht, dein Hund kann den Dummy selbst tragen oder ihr trainiert mit so vielen Dummys, dass du eine extra Tasche brauchst. Du kannst die Koordination, die Ausdauer, das Gedächtnis und vieles mehr trainieren. Dummytraining kann man überall machen und im Grunde sind den Übungsvarianten und Schwierigkeitsgraden keine Grenzen gesetzt.

Was es vor allem bringt

Vor allem, wenn du denkst, dass du jetzt erstmal Sitz, Platz, Fuß trainieren musst:

  1. Dein Hund lernt, dass es viel besser ist, dir Gefundenes zu bringen oder fallen zu lassen, anstatt es kopflos zu fressen, zu verstecken oder zu verteidigen. ("Aus", statt Pfui, pfui, pfui)
  2. Du wirst für deinen Hund zum fairen Spielleiter, statt zu einem nervigen Dompteur (Sitz, Sitz, Sitz, mach mal Sitz, Siiihiiiitz)
  3. Du lernst, wie dein Hund lernt. Dein Hund lernt, dass lernen Spaß macht. Ihr lernt euch gegenseitig besser kennen.
  4. Dein Hund lernt, dass es sich lohnt, zu dir zu kommen. Auch und gerade dann, wenn er etwas Wertvolles gefunden hat. (Rückruf is coming)
  5. Dein Hund kann seine Talente nutzen ohne gegen Regeln zu verstoßen. (Schnuppern, Suchen, Rennen, Anschleichen, Festhalten, Beutemachen, Fressen)
  6. Dein Hund verknüpft mit dir Erfolgserlebnisse.
  7. Du verbesserst die Ausdauer, Koordination und Motorik deines Hundes.
  8. Dein Hund lernt, dass das Spiel schneller losgeht, wenn er liegt, sitzt oder geduldig steht und lernt nebenbei und viel sinnvoller Grundsignale.
  9. Dein Hund gewöhnt sich daran, dass nicht immer Alles klappt, dass es manchmal dauert und dass Abwarten dazugehört (Frustrationstoleranz).
  10. Dein Hund lernt, dass man sich schnell bewegenden Sachen nicht einfach hinterher brettern darf (Impulskontrolle).
  11. Dein Hund lernt, sich Sachen zu merken und verbessert seine Konzentrationsfähigkeit.

Wie du siehst, lernt dein Hund die wichtigen Dinge nebenbei und diese Liste ist bei weitem nicht vollständig. Selbst das Laufen an lockerer Leine kann ins Dummytraining spielerisch eingebaut werden. 

Spielerisches Lernen ist nicht nur kurzweilig, sondern vor allem auch die effektivste Form des Lernens. Wissenschaftler haben nämlich herausgefunden, dass Inhalte, die spielerisch und mit Spaß aufgenommen werden, viel besser gemerkt und verinnerlicht werden.

 

Deshalb probiere ich das Dummytraining mit jedem Hund aus, der mir zwischen die Finger kommt. Auch ressourcenaggressive Hunde und Hunde mit Ballsucht können das lernen und profitieren davon enorm (genauso wie ihr Umfeld ;-).

Besonders schön ist das Dummytraining mit Hunden, die noch garnichts können und mit denen sich bisher kaum oder garnicht beschäftigt wurde. 

Wie schnell lernt ein Hund das Apportieren?

Ok, jetzt musst ich ehrlich sein. 

Superschnell.

Die meisten Hunde haben innerhalb weniger Minuten oder Tage eine Idee, worum es gehen könnte. Wenn es länger dauert, liegt das meist an vorherigen Lernerfahrungen. Viele Hunde müssen erstmal darauf vertrauen, dass sie keinen Ärger bekommen, wenn sie etwas beuteartiges im Maul haben und dass es sich lohnt, die Beute auch noch zu bringen und herzugeben. Das hat auch viel mit Vertrauen zu tun.

Aufgrund des noch häufigen, klassischen Trainings in Hundeschulen, kennen es viele Hunde garnicht anders, als vor allem Kommandos auszuführen. Die Belohnung dafür ist dann häufig ein Leckerli und dass sie möglichst schnell wieder ihren eigenen Interessen nachgehen können. Gemeinsam mit dem Mensch interessante Dinge zu machen ist da eine völlig neue Erfahrung, die auch verwirren kann.

Ganz, ganz selten hat ein Hund am Apportieren überhaupt kein Interesse. Bisher hat es immer geklappt, das Ganze dann so anzupassen, dass der Hund Spaß hatte.

Es kann also sein, dass dein Hund innerhalb weniger Tage einfache Apportierübungen absolvieren kann oder einige Wochen braucht. Das ist aber total egal, denn der Weg ist das Ziel und vor allem dienst jeder einzelne Lernschritt dem Spaß, der gemeinsamen Beschäftigung und spielerischem Lernen. 

Das ist etwas, was mir persönlich sehr liegt. Ich mag es nicht, wenn das Erlernen von etwas zäh und langweilig ist und es fällt mir leichter, wenn ich dabei von Anfang an mit dem Hund Spaß haben kann.

Wenn du Fragen zum Apportieren oder meinen Dummykursen hast, dann kannst du die gerne hier in die Kommentare schreiben. Ich beantworte diese dann entweder direkt oder in einem eigenen Blogartikel :-)

Viele Grüße,

deine

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