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Zeckenschutz & Krankheitsüberträger

Zecken beim Hund

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Fast nichts beschäftigt Hundehalter im Frühling so sehr, wie die Frage nach dem ultimativen Zeckenabwehr-Trick. Den habe ich leider auch nicht parat, den Zecken sind zäh, anpassungsfähig und nah an der Grenze zur Unkaputtbarkeit. Doch welche Risiken gehen von den Blutsaugern für unsere Hunde wirklich aus und welchen Anteil hat der Ekelfaktor an dem Phänomen, dass uns in Sachen "Zeckenschutz" so ziemlich jede Chemiebombe recht? Wo wir doch sonst nur Bio und das Beste an unseren Hund lassen?

Zecken als Krankheitsüberträger

Das bisschen Blut, dass Zecken an unseren Hunden saugen, kann wohl kaum als bedrohlich eingestuft werden. Vielmehr treibt uns die Angst vor übertragbaren Krankheiten um. Für uns Menschen spielt dabei FSME eine große Rolle. Die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis kann beim Menschen zu Entzündungen des Gehirns der der Hirnhäute führen. Beim Hund bleiben diese Symptome meist aus.

Am häufigsten infizieren sich Hunde mit Borreliose, wobei auch hier der Verlauf meist harmloser ist, als bei uns Menschen. 

Borreliose

Etwa 20 % der Zecken in Mitteleuropa, so vermutet man, tragen den Borreliose-Erreger. In Teilen Deutschlands gibt es sogenannte Risikogebiete, in denen die Zahl der Zecken, welche den Erreger der Lyme-Borreliose tragen größer als ein Drittel ist. Die Erreger selbst, auch Borrelien genannt, sind Bakterien. 

Auch hier sind wir Menschen viel empfindlicher als unsere vierbeinigen Mitbewohner. Das Immunsystem der meisten Hunde kann sich vor den Borrelien gut schützen und tötet die Erreger, bevor diese Schaden anrichten können. Wenn das Abwehrsystem des Hundes allerdings versagt hat, kommt es meist ungefähr ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenbiss zu einem schleichenden Verlauf.

Verlauf der Borreliose beim Hund

Denn nach 7-14 Tagen fällt dem aufmerksamen Hundehalter höchstens auf, dass der Hund schlechter frisst und etwas erhöhte Temperatur hat. Das legt sich nach wenigen Tagen wieder und wird meist übersehen. 

Typische Symptome treten erst Wochen oder sogar Monate später auf: schmerzende Gelenke, Lahmheiten, Fieber, Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit können auftreten.

Oft treten Gelenkbeschwerden in der Nähe der Eintsichstelle auf, wechseln dann aber. Besonders die wechselnde Lahmheit ist ein typisches Symptom und sollte dich ohnehin wachsam werden lassen. Hier scheint der Hund Schmerzen zu haben, es lässt sich aber keine Seite oder gar Gliedmaße bestimmen, da die Lahmheiten unterschiedlich stark auftreten.

Diese Symptome verschwinden meist sogar ohne Therapie wieder. Manchmal treten sie aber nach einigen Monaten erneut auf. Dann meist auch deutlich verstärkt.

In seltenen Fällen wurde auch schon eine schwere Nierenentzündung in Zusammenhang mit einer Borreliose-Erkrankung beim Hund gebracht. Jedoch scheint es eine genetische Veranlagung zu geben, die vor allem Berner Sennenhunde betrifft und dazu führt, dass diese Rasse eine Veranlagung zum Ausbruch solcher Nierenerkrankungen mit sich bringt. 

Diagnose der Borreliose

Zeigt dein Hund die oben genannten Symptome, wird Blut abgenommen und auf Antikörper untersucht. Ein positives Testergebnis, also der Nachweis von Antikörpern, bedeutet jedoch nur, dass dein Hund Kontakt zu Borrelien hatte. Hatte! Der Kontakt zu Borrelien kann ein Indiz sein und zu weiteren Untersuchungen führen. Jedenfalls dann, wenn sich die Symptome deines Hundes nicht auf andere Weise erklären lassen. 

Behandlung Borreliose beim Hund

Dein Hund bekommt mindestens 14 Tage sehr hoch dosierte Antibiotika und die Gelenkbeschwerden sollten dann nach wenigen Tagen besser werden. Es gelingt aber nicht immer, alle Borrelien mit der Antibiotikatherapie abzutöten, weshalb es auch nach Jahren zu Rückfällen kommen kann. Kann!

Zusätzlich ist je nach Fall eine Schmerztherapie und Linderung der Gelenksentzündung sinnvoll. Auch der Stoffwechsel im Gelenk sollte moderat unterstützt werden, um bleibende Schäden so gering wie möglich zu halten. 

Ist die Niere des Hundes betroffen, wird diese mit Medikamenten und einer auf die Erkrankung abgestimmten Diät behandelt.

Babesiose

Diese Erkrankung wird nicht von Bakterien verursacht, sondern von einzelligen Blutparasiten. Diese zerstören die roten Blutkörperchen, wobei es zu einer Blutarmut kommen kann, die unerkannt oft lebensbedrohlich wird.

 

Verlauf der Babesiose beim Hund

Auch hier bemerkt man die ersten Symptome oft erst nach 7 Tagen oder sogar erst nach 3 Wochen: Hohes Fieber, Appetitlosigkeit, Teilnahmslosigkeit.

Ein deutliches Indiz kann der, durch die zerstörten Blutkörperchen rot-braun verfärbte Urin sein. Langfristig entsteht aus der Blutarmut eine Gelbsucht. 

Ein weiteres Risiko der Erkrankung besteht vor allem darin, dass das zentrale Nervensystem geschädigt werden kann. Daraus können ebenfalls Lahmheiten, aber auch Bewegungsstörungen oder Anfälle resultieren. 

Behandlung Babesiose

Der Hund erhält "Antiprotozoika". Das sind Medikamente speziell gegen die einzelligen Blutparasiten. Außerdem ist fast immer eine intensive Therapie mit Infusionen und auch Bluttransfusionen nötig. Dennoch versterben manche Hunde.

Anaplasmose

Bei dem Erreger dieser Erkrankung handelt es sich, wie bei der Borreliose, um ein Bakterium: Anaplasma phagocytophilum. Dieser Erreger kommt in unseren Breitengraden in geschätzt 3 % der Zecken vor.

Es hat sich herausgestellt, dass ca. 22 % der Hunde dennoch bereits Kontakt mit dem Erreger hatten, also Antikörper im Blut hatten. Doch scheinbar wird nicht jedes infizierter Hund krank. Das bedeutet: Die Hunde tragen zwar den Erreger in sich, sind aber symptomfrei. Das nennt man auch "stummer Träger".

Verlauf der Anaplasmose

Auch hier treten erst ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenbiss Symptome auf: Der Hund bekommt Fieber, ist schwach und hat keinen Appetit. Ungefähr 60 % der erkrankten Tiere entwickeln eine Milzschwellung und viele Hunde leiden unter Lahmheiten.

Diagnose & Behandlung der Anaplasmose

Auch hier wird die Diagnose über einen Blutausstrich gemacht. Manchmal ergibt sich jedoch kein eindeutiges Ergebnis, weshalb oft weitere Laboruntersuchungen notwendig werden. Auch die Anaplasmose wird mit Antibiotika behandelt. 

Vorbeugung durch Zeckenschutz

Um den Hund vor den oben genannten Krankheiten zu schützen, gibt es keinen Impfschutz. Ausschließlich gegen Borreliose kann geimpft werden, wobei die Impfung umstritten ist und es zu Nebenwirkungen kommen kann. 

Wie schnell werden Krankheiten übertragen?

Darüber gab es lange keine Einigkeit und auch bisher keine Garantie. Dennoch scheint sich die Wissenschaft darauf zu einigen, dass zwischen Zeckenbiss und Übertragung von Erregern etwa ein Tag vergehen. 

Die Erreger scheinen sich in der Zecke in einer Art Ruhezustand zu befinden und werden durch den Saugvorgang der Zecke aufgeweckt, also aktiviert. Durch die Nahrungsaufnahme der Zecke wandern die Erreger zu den Speicheldrüsen. Bis sie dort ankommen dauert es etwa einen Tag. Von dort können sie dann in den Blutkreislauf des Hundes gelangen. 

Wenn man seinen Hund also täglich nach zecken absucht, was beim kuscheln ja leicht zu erledigen ist, dürfte man das Infektionsrisiko schon um Einiges reduzieren.

Produkte gegen Zecken

Von Bernsteinkettchen über Spot-Ons, bis hin zu Kautabletten, die meist auch gegen andere Parasitenarten wirken, ist der Markt voll von Mitteln. Bei vielen Präparaten muss der Parasit jedoch erst beißen und Blut aufnehmen, um mit dem entsprechenden, abtötenden Wirkstoff konfrontiert zu werden. Teilweise werden auch ätherische Öle, Kreuzkümmel oder Kokosöl zur Abwehr eingesetzt. Es muss wohl jeder selbst herausfinden, was und wie er in der Zeckenabwehr vorgeht. Zudem scheint es Vierbeiner zu geben, die regelrechte Mutterschiffe sind und andere Hunde haben wiederum sehr selten mal eine Zecke. 

Das Für und Wider

Informiere dich über das jeweilige Abwehrmittel immer genau und scheue dich nicht, auch deinen Tierarzt zu fragen, auf welche Weise das jeweilige Mittel wirkt und welche Nebenwirkungen auftreten können. Vor allem auch, inwiefern das empfohlene Mittel zu deinem Hund passt, mögliche Risiken oder Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten berücksichtigt werden und zu eurem individuellen Lebensstil.

Zu bedenken ist beispielsweise, dass klassische Spot-On-Präparate auf das Fell des Hundes gegeben werden. Somit können auch Kinder oder andere Hunde mit dem Mittel in Berührung kommen. Lass deinen 30 kg Hund also nicht mit einem Chihuahua spielen, wenn du ihn zuvor mit einem Spo-On behandelt hast. Die Folgen können für den kleineren Spielkameraden gravierend sein und bis zu einer schweren Vergiftung werden. Geht dein Hund regelmäßig schwimmen, sollte man auch abwägen, wie hoch der tatsächliche Nutzen für den Hund ist, der das Präparat schnell wieder "abgewaschen" hat und wie hoch der Schaden für die Natur, wenn solche Medikamente in Seen und Bächen landen.

Bravecto, ein häufig eingesetztes Mittel, welches über eine Kautablette verabreicht wird, verspricht monatelangen Schutz, steht aber auch massiv in der Kritik krampfartige Anfälle oder Lethargie auszulösen. Mittlerweile finden sich in den sozialen Netzwerken erstaunlich große Selbsthilfegruppen und Aufklärungsseiten von Hundehaltern, die sich über ihre Erfahrungen mit Bravecto austauschen. 

Vorsorge auf natürlichem Weg?

Ich möchte weder für die eine, noch für die andere Methode plädieren und denke, dass es je nach Einzelfall für beide Varianten ausreichend Gründe geben kann. Also sowohl die effektive Chemiekeule (Stichwort: Insektizide, Akarizide) als auch pflanzliche Stoffe oder schlichte Aufmerksamkeit.

Ein achtsamer Umgang statt dem standardmäßigen Zeckenschutz wäre aber manchmal wirklich wünschenswert. Besonders bei empfindlicheren Hunden, sollte immer abgewogen werden, ob sich der Einsatz lohnt.

Ich persönlich warte immer erstmal ab, wie sich das "Zeckenjahr" so entwickelt und sammle nach dem Gassigehen Zecken ab. Besonders empfehlen kann ich euch dafür den Kamm von Furminator, die es auch für verschiedene Fellarten gibt und die fast jede krabbelnde Zecke findet. Allerdings sollte der Einsatz für das Zeckensammeln sanft erfolgen, um es mit der Fellpflege, die dabei ja automatisch mit von statten geht, nicht zu übertreiben. Normalerweise arbeitet dieser Kamm nämlich so effektiv, dass er nicht häufiger als 2 x pro Woche angewandt werden sollte.


Und du?

Wie schützt du deinen Hund vor Zecken und was hat bei euch besonders gut funktioniert? Wie sind deine Erfahrungen mit Zeckenschutzmitteln oder sogar Unverträglichkeiten? Ich würde mich sehr über dein Feedback freuen. Lass andere an deinen Erfahrungen teilhaben und schreibe in die Kommentare.

Viele Grüße,

deine

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Kommentare: 2
  • #1

    tom, #hamoniacomcaes (Dienstag, 18 Juni 2019 01:33)

    ich nehme Knoblauch.
    Meine Leckerlies bestehen aus Huehnerfleisch, dass ich mit zwei Knoblauchzehen anbrate. funktioniert super gut. aber achtung, zuviel Knoblauch ist nicht gut.

  • #2

    Mela von RehabiliTiere (Dienstag, 18 Juni 2019 12:23)

    Hi Tom,
    super, vielen Dank für den Tipp. Das stimmt, Knoblauch ist bekannt dafür, dass es gegen Parasiten, insbesondere Zecken, helfen soll.
    Viele Grüße,
    Mela von RehabiliTiere

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