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Mit Hund im Wildpark

Ein Wildpark ist ja der optimale Ort, um das Kind glücklich zu machen, die Gassirunde mit Training zu verbinden und gleichzeitig das eigene Nervenkostüm zu trainieren. Ich persönlich bin immer etwas kribbelig, wenn ich mit meinen Hunden einen offiziellen "Eingang" passiere. Man weiß nie so wirklich, was einen erwartet und so schnell kommt man aus der Sache vielleicht auch nicht raus, wenn es zu stressig wird. 

Deswegen sind wir auf Nummer sicher gegangen und standen am Montagmorgen um neun Uhr pünktlich zu Kassenöffnung vor dem Wildpark in Bad Mergentheim. Der Plan war, schlauer, schneller und früher als anderen zu sein. Hat fast geklappt. Doch trotz Sommerferien hielt sich der Andrang in Grenzen.

 

Schon der Weg zum Eingang ist vielversprechend ausgebaut und führt durch ein Waldstück vom Parkplatz zum Kassenhaus, mit kleinen Hindernissen für Hunde (oder Kinder?), Infotafeln und aufwendig geschnitzten Holzfiguren. Es gibt schon jede Menge zu sehen, bevor man dann tatsächlich im Wildpark steht. 

Nicht ganz günstig, aber durchaus angemessen sind die Eintrittspreise. Wir haben für einen Erwachsenen und ein Kind 19,50 € Eintritt gezahlt. Hunde sind dafür kostenlos und man wird freundlich darauf hingewiesen, die Hinterlassenschaften seines Hundes zu entfernen und sich während der Fütterungsführung im Hintergrund zu halten. Klar! Eine kurze Leine ist Pflicht und dann geht's auch schon los.

Die Fütterungsführung findet zweimal täglich statt und ist kostenlos. Jeweils ein Tierpfleger führt die Gruppe von Gehege zu Gehege, erklärt die Besonderheiten der Tiere, Haltungsanforderungen und andere spannende Dinge. Mit etwas Glück sieht man also viele Wildtiere beim Jagen, Bunkern und Fressen, denn eine Besonderheit des Wildparks ist, dass sehr viel wert auf einen möglichst natürlichen Lebensraum gelegt wurde und fast jedes Gehege mit Jagdsimulatoren ausgestattet ist. Superspannend. Auch für unsere vierbeinigen Begleiter. Das bedeutet für uns, dass wir Geduld haben müssen, denn bei diesen Temperaturen kommen manche Wildtiere nur ungern aus ihren kühlen Höhlen und Verstecken. Rast die Beute aber erstmal an einem Drahtseil den Baum hoch, gibt es aber weder für die Luchse noch die Greifvögel kein Halten mehr.

Liebevoll gestaltete Trampelpfade schlängeln sich durch den Wildpark und nach spätesten 20 Minuten haben wir komplett die Orientierung verloren. Verlaufen kann man sich trotzdem nicht und man folgt einfach der Nase lang dem Tierpfleger oder den vielen Beschilderungen. 


Lohnt sich der Wildpark für Hundehalter?

Das kann ich klar mit Ja beantworten! Die Pfade bieten im Sommer Schatten und Alles ist schön begrünt. Parallel zu den Wegen verläuft teilweise ein kleiner Bach, an welchem die Hunde trinken können und an verschiedenen Stellen sind viele, saubere und wie durch Zauberhand dauernd gefüllte Wassernäpfe aufgestellt.

Da die Wege im Park mitunter inmitten durch die Gehe führen, müssen die Vierbeiner manchmal draußen bleiben. Hier kann man mit seinen Hunden außenherum gehen, was der Tour keinen Abbruch tut. Man sieht dennoch auch außerhalb der Gehe viel und findet sich nach ein paar Metern wieder zusammen. Also auch, wenn man alleine mit Kind und Hunden unterwegs ist und keine zweite Begleitperson dabei hat, stellen die kleinen Umwege kein Problem dar.

Vorfahren und arbeitende Artgenossen

Für Hundemenschen besonders interessant ist sicher das Wolfsgehe, wo eine recht große Gruppe Wölfe gehalten wird. Hier erhalten wir ausführliche Erklärungen und mehrere Tierpfleger schildern die Verhaltensweisen der Tiere untereinander. Wir hatten Glück und durften sogar einen Welpen beobachten, der sich mit seiner Mama am Futterplatz eingefunden hat. Richtig faszinierend war das Verhalten während des Fressens und welche Gruppendynamik entsteht, sobald Gefahr droht und sich einer der Tierpfleger nähert. Diese achten hier besonders darauf, die Wölfe möglichst in Ruhe zu lassen und deshalb ist es für die Pfleger im Park mindestens genauso aufregend, wenn die Wolfsfamilie das erste Mal ihren Nachwuchs zeigt wie für uns. Denn die Höhlen und Verstecke der Wölfe werden niemals betreten. Erwartet eine Wölfin Nachwuchs, müssen auch die Tierpfleger abwarten, bis die Kleinen sich zeigen. BIs dahin weiß niemand, wieviele Welpen es sein werden und was in den ersten Wochen passiert.

Nach der Hälfte der Route, unsere Führung dauerte knapp drei Stunden, landeten wir an einem Pausenstopp, wo wir uns mit echt leckerem Essen und Kaffee und Kuchen stärken konnten. Von unserem Tisch aus sahen wir den Hütehunden bei ihrer Arbeit an der Schafherde zu und Rosi und Grace waren sichtlich beeindruckt. Ich auch!


Die zweite Hälfte der Führung ist mindestens genauso beeindruckend, wie der erste Teil. Es gibt Flughunde, Wildkatzen, verschiedene Greifvögel und noch viel mehr zu sehen. Am Ende der Runde bin ich mindestens genauso reizüberflutet und beeindruckt, wie Kind und Hunde und denke über die Anschaffung eines Beutesimulators nach. So ein Flaschenzug quer durch die Wohnung müsste ja machbar sein. Rosi und Grace machten ihre Sache trotz der vielen Besucher wirklich super und man hat überall Ausweichmöglichkeiten, falls es doch mal zu eng wird oder die unbekannten Lebewesen auf der anderen Seite des Zaunes zu aufregend werden. Interessanterweise fanden Rosi und Grace das Damwild und die Hirsche am tollsten. Den Geruch kannten sie wohl schon. 

Toller Wochenendausflug, auch für Erwachsene

Der Wildpark in Bad Mergentheim ist definitiv eine Reise wert. Auch, wenn man kein Kind hat, dass man als Grund für den Ausflug "vorschieben" kann ;-) Kinder werden aber in jedem Fall begeistert sein. Als Ausgleich für soviel geduldiges Zuhören und Unterhalten im Flüsterton (man will die Tiere ja nicht aufschrecken) findet sich am Ende der Tour die coolste Holzkletter-Abenteuer-Austob-Burg die ich jemals gesehen habe. Es gibt im Park Wasserspiele und den berühmt-berüchtigten Streichelzoo ebenfalls. Wer sonst nie die Gelegenheit dazu hat, kann sich auch lange bei den Pferden, Ponys, Schweinchen und Eseln aufhalten.

Während Paula sich also austobt, liegen die Hunde neben einem Wassernapf (schon wieder sauber und befüllt, wie machen die das bloß?) und ich genieße im Schatten mein Kaltgetränk.

Um die Sache komplett zu machen: Natürlich führt kein Weg am Merchandising-Stand vorbei, der abseits vom sonst üblichen Zootouristen-Kitsch wirklich tolle Sachen hat.

Todmüde und glücklich verlassen wir den Wildpark und gönnen den Hunden im angrenzenden Waldstück eine Toberunde zum Dampfablassen. 

Tipp: Die Fütterungsführung ist toll, aber anstrengend. Es lohnt sich Zeit für eine zweite Runde einzuplanen, um sich das ein oder andere nochmal ganz in Ruhe anzusehen. Insgesamt kann man im Wildpark gut und gerne einen ganzen Tag verbringen. Dank der schönen Einkehrmöglichkeiten und Pausenplätze ist man super verpflegt und rundum zufrieden.

Extra-Tipp: Direkt am Eingang kann man für kleine Kinder (und bestimmt auch alte Hunde) Bollerwagen ausleihen.

Hier geht's zur Website des Wildparks, der von Frankfurt aus 150 km entfernt ist.

Hinweis für Besucher mit Hund

Damit der Besuch mit Hund wirklich ein Mehrwert ist, sollte Dein Hund sehr gut leinenführig sein und über ein Mindestmaß an Impulskontrolle verfügen. An mehreren Stellen fragte ich mich, ob sich wohl schon mal ein Hund losgerissen hatte, denn manche Bereiche sind lediglich durch einen Koppelzaun von den Besuchern getrennt und die Tiere für einen Hund leicht zu erreichen. 

Die Tierpfleger achten sehr genau darauf, dass die Tiere nicht gestört werden und der ein oder andere Hundehalter wurde freundlich aber bestimmt darum gebeten, mehr Abstand zu halten oder mit seinem Hund weiter zu gehen, wenn dieser vor lauter spannender Eindrücke außer Kontrolle geriet, wie wild zog oder bellte.

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Kommentare: 2
  • #1

    Anna (Donnerstag, 09 August 2018 16:54)

    Das klingt nach einem echt tollen Ausflug, bei dem alle auf ihre Kosten kommen. Für mich allerdings lieber wieder wenn es nicht mehr so heiß ist. Dann aber auch gern unter der Woche und morgens. Der Luxus der Elternzeit und Kind zuhause betreut. �
    Kann man denn ohne Führung rein oder abkürzen? Vielleicht doch eine etwas zu lange Tour mit Kleinkind.

  • #2

    Mela (Freitag, 10 August 2018 11:02)

    Hallo Anna,
    ja, man kann durch den Park auch ohne Führung und dann natürlich auch abkürzen oder in seinem eigenen Tempo gehen und jederzeit während der Öffnungszeiten starten so, wie es in den meisten Parks üblich ist.
    Viele Grüße,
    Mela

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