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Kaubeschäftigung & Kauberuhigung

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Warum kauen Hunde?

Das Benagen und Zerkauen hat ganz unterschiedliche Funktionen. Grundsätzlich ist das Bedürfnis, Objekte mit dem Fang und auch den Zähnen zu bearbeiten natürliches Verhalten. Es kann der Erkundung, der Beschäftigung und natürlich der Nahrungsaufnahme dienen. Kauen in angemessenem Rahmen ist also nicht nur normal, sondern wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Hundes.

  • Welpen und Junghunde kauen besonders gerne und intensiv während des Zahnwechsels. Außerdem erkunden Hunde ihre Umwelt in diesem Alter besonders intensiv mit dem Fang.
  • Erwachsene Hunde kauen während der Nahrungsaufnahme, je nach Fütterungsart, 
    • aus Langeweile, also zur Beschäftigung,
    • bei Stress. Hier dient das Kauen als Bewältigungsstrategie,
    • genauso wie zum Abbau von Frustration oder leichten Angstzuständen aber auch als
    • Übersprungsverhalten kauen Hunde.

Kauen scheint also einige Funktionen zu erfüllen und ist fester Bestandteil des natürlichen Hundeverhaltens.

 

Da die meisten Haushunde nur noch wenig für ihre Nahrung tun müssen, da sie diese meist in mundgerechten Stücken serviert bekommen, scheint es also nur logisch, regelmäßig Alternativen anzubieten.

Was geschieht, wenn Hunde kauen?

Beim Kauen wird unter anderem Endorphin ausgeschüttet. Ein Hormon, welches kurz gesagt "gute Gefühle" macht. Endorphine gehören zu den Glückshormonen, wirken schmerzhemmend, stressreduzierend und einerseits können sie zu euphorischen Emotionen beitragen, ebenso aber an einem erholsamen Schlaf beteiligt sein.

Das erklärt auch, weshalb so häufig empfohlen wird, Hunden etwas zum Kauen anzubieten, wenn sie emotional aufgewühlt sind.

Denn Kauen stimuliert eben Körper und Geist und steigert somit insgesamt das Wohlbefinden.

 

Das Zerkauen hat jedoch auch "technische" Funktionen. So wird beim Zerreißen, Schütteln und Zerbeißen die Muskulatur und Motorik trainiert. Besonders Kiefermuskulatur und Nackenmuskeln sind hier beteiligt, aber auch die Pfoten und der gesamte Körper, wenn größere Beutestücke weggetragen und zerkleinert werden.

Ein weiterer Effekt ist, dass beim Zerkauen und Benagen die Zähne gereinigt und Plaque abgerieben wird, während das Zahnfleisch gleichzeitig massiert wird. 


Wieviel Kauen ist gesund?

Wie immer: Es kommt drauf an.

Kauen vertreibt Langeweile, ist also auch einfach eine Form der Beschäftigung, reduziert Stress, kostet jedoch gleichzeitig auch Energie und führt im besten Fall zu einer zufriedenen, entspannten Stimmung deines Hundes.

Kauen kann jedoch auch Übersprungsverhalten sein, also das Ergebnis von zwei, sich widersprechenden Motivationen sein. Das bedeutet, dass dein Hund aus einem inneren Konflikt heraus, dass etwas tut, das weder mit dem einen noch mit dem anderen, ursprünglichen Bedürfnis etwas zu tun hat und diese dementsprechend auch nicht befriedigt.

Findet das Kauen aus einer sehr hohen Reizlage heraus statt, kann es außer Kontrolle geraten und die negativen Effekte überwiegen dann, da das Kauen dann vielmehr in destruktiven Verhaltensweisen mündet.

Wann du deinem Hund etwas zu kauen anbieten kannst

  1. Bei Stress und leichten Angstzuständen kann das Anbieten von Kauartikeln hilfreich sein und zur Beruhigung beitragen. 
  2. Bei Langeweile oder um lange Wartezeiten zu überbrücken stellt ein Kauartikel ebenfalls eine schöne Beschäftigung dar.
  3. Zur Zahnreinigung und Pflege der Maulhöhle können regelmäßig Kauartikel angeboten werden. Achtung: Viele "Zahnpflegeprodukte" enthalten Zucker oder Zuckerersatzstoffe. 
  4. Auch Frustration kann mit einer Copingstrategie (Bewältigungsstrategie) besser bewältigt werden.
  5. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass besonders alte Hunde mit Kauartikel nicht nur körperlich sondern auch mental "in Schwung" kommen. So habe ich meiner alten Hündin immer etwas Kleines zum Kauen gegeben, bevor wir zum "großen" Spaziergang aufgebrochen sind. 
  6. Nach einem aufregenden Tag oder intensiven Training nutze ich Kauartikel zum "Runterkommen" oder als Abschluss. So ist der Übergang zwischen Action und Pause softer und besonders junge Hunde neigen weniger zum "Überdrehen".

Aber Achtung: Kauen sollte niemals die einzige Bewältigungsstrategie oder Lösung für jegliche Erregungszustände des Hundes sein. Ich habe leider schon mehrmals Hunde kennengelernt, die mit einem übermäßigen Angebot von Kauartikeln und Stöcken bald kaum noch anders zur Ruhe gekommen sind. Achte also auch darauf, dass Kauen auch nicht zu übermäßig zu fördern und damit übersteigertes, destruktives Kauen regelrecht einzuüben.

Kauen als Symptom eines Problems

Vermehrtes Kauen kann auch ein Anzeichen für tieferliegende Probleme sein: 

  • Schmerzen, (Merke: Beim Kauen werden Endorphine ausgeschüttet. Diese wirken unter anderem schmerzreduzierend).
  • akuter, übermäßiger Stress, Überforderung oder chronischer Stress oder
  • generelle Langeweile und Unterforderung.

Beobachte also auch immer, wann dein Hund ein vermehrtes Kaubedürfnis hat und was diesem vorausging. Nimm aber auch den Alltag und die Haltung deines Hundes unter die Lupe. Nicht immer gibt es den "einen" , offensichtlichen Auslöser, sondern viele Kleinigkeiten, die zu Unwohlsein, emotionaler Belastung in die eine oder andere Richtung führen.

Was ich Hunden zum Kauen gebe

Das sind wie immer nur Empfehlungen, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Jeder Hund ist anders. Beobachte deshalb immer, wie dein hund mit den jeweiligen Kauartikeln umgeht und lasse ihn damit nicht unbeaufsichtigt. Wirf auch ein Auge auf die Verdauung deines Hundes: Knochen können zu Knochenkot und schlimmstenfalls Darmverschluss führen und Pansen macht besonders gerne mal Durchfall.

Kauartikel

Ich persönlich setze auf möglichst natürliche Produkte wie Rinderohren, Ochsenziemer, getrockneter Pansen, oder Kopfhaut.

Roh ist es ein besonderes Geschenk, aber auch eine besondere Sauerei. Mittlerweile gibt es fast in jeder Stadt einen Barfladen. Dort erhältst du meist eine große Auswahl geeigneter, Knochen- und Knorpelstücke.

Ich habe kürzlich die Kauartikel von Eggersmann entdeckt und fand die Ochensziemerabschnitte besonders für kleinere Hunde praktisch.


Kauspielzeuge zum Füllen

Das bekannteste Tool zum Selbstbefüllen ist der birnenförmige, knallrote Kong. Dieses Spielzeug kannst du mit Mischungen aus Nass- und Trockenfutter füllen oder mit allem, was irgendwie lecker und klebrig ist und nicht sofort rausfällt.

Einige Hundehalter:innen frieren den Kong im Sommer als Hundeeis ein. Ich persönlich bin damit eher zurückhaltend. Dazu findest du weiter unter mehr.

Manche Hunde werden aufgrund der Form zum Spielen angeregt. Probiere aus, welchen Effekt ein befüllter Kong auf deinen Hund hat. Hier findest du den extra stabilen, schwarzen Kong. Aber Achtung, ich kenne einen Labrador, der selbst diesen Kong in kurzer Zeit geschrottet hat.


Eine Alternative zum Kong ist der Sumo. Du kannst ihn ebenfalls befüllen. Aufgrund der genoppten Oberfläche und den Rillen soll er noch mehr zur Zahnreinigung und Zahnfleichmassage beitragen.

 


Ein nicht rollendes, befüllbares Spielzeug ist diese Schlange von Trixie. Du kannst in die Längsöffnung Leckerli oder Pasten füllen.

 


Fehler beim Einsatz von Kauartikeln

Frustration

Einem hungrigen Hund nur sehr kleine Mengen Futter oder schwer erreichbare Nahrung anzubieten, kann zu extremen Frust führen. Aus dem gleichen Grund kann es kontraproduktiv sein, leere oder nicht befüllbare Kauspielzeuge oder Stöcke zum Kauen anzubieten. Denn: Kauen ist Appetenzverhalten und gehört zum Funktionskreis Nahrungsaufnahme. Wenn dann aber keine Nahrung in den Hund kommt oder der Outcome nur sehr gering ist, erreichst du das Gegenteil von Entspannung und Zufriedenheit. 

Ungeeignete Materialien

Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn Hunde auf Stöcken herumkauen. Dabei beobachte ich jedoch immer, WIE der jeweilige Hund mit dem Holz umgeht und ob das Zerkauen und Nagen dem Hund in diesem Moment wirklich einen Mehrwert bietet oder eher zu destruktiver Zerstörungswut oder einem regelrechten Reinsteigern führt. Die meisten Hunde spucken die Holzstücke einfach aus, aber das tut nicht jeder Hund. Deshalb hier immer hinschauen, beobachten und andernfalls eine geeignetere Alternative wählen.

Der Vollständigkeit halber möchte ich trotzdem darauf hinweisen, dass Holz splittern kann, verschluckt werden kann und wie Alles, worauf ein Hund so herumkaut, nie ganz risikofrei ist.

 

Viele Kunststoffe und Plastikspielzeuge enthalten giftige oder potenziell krebsauslösende Stoffe. Ein Check der verwendeten Materialien kann also nicht schaden. Besonders, wenn solche Spielzeuge häufig in Gebrauch sind.

Geweihe & Co

Geweihe und besondere Hölzer werden gerne genutzt. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass die Materialien meist extrem hart sind und die Zähne beim Kauen kleine Haarrisse und anderen Schaden nehmen können. Ich persönlich verwende sie nicht.

Auch bei harten und gekochten Knochen sollte abgewogen werden, wie es um die Zahngesundheit des Hundes steht und ob es das Risiko wert ist.

Plüschspielzeuge und Taue

Weiche Materialien haben den Nachteil, dass sie ganz wunderbar gefressen werden können. Behalte deinen Hund also unbedingt im Auge, wenn er Kuscheltiere fleddert oder Taue auseinandernimmt. Für manche Hunde ist es das Größte, wenn sie Textilien mit Gewalt zerreißen können. Vielleicht hast du auch schon mal diesen hoch konzentrierten Gesichtsausdruck bei deinem Hund beobachtet, während ein Schaf oder eine überdimensionale Maus in die ewigen Jagdgründe geschickt wird. 

Nach mental anstrengenden Situationen freuen sich viele Hunde besonders, wenn sie nochmal körperlich aktiv werden können.

Fazit

Kauen wird beim Füttern der Hunde häufig komplett vernachlässigt. Wer schon mal beobachtet hat, wie lange und zufrieden sich ein Hund mit "richtiger beute" beschäftigt, erkennt schnell, dass wir unseren Haustieren mit der konventionellen Fütterung einen sehr großen Teil ihrer Esskultur vorenthalten. Es ist also nur fair, dieses Grundbedürfnis regelmäßig zu befriedigen.

Worauf deine Wahl fällt, muss individuell abgewogen werden. Nicht jeder Hund verträgt Alles, nicht jeder Hund geht "vernünftig" mit Kauartikeln um, nicht jeder Hund hat gesunde Zähne und eine stabile Verdauung ;-)

 

Beobachte, wann dein Hund ein Kaubedürfnis hat und ob ihm das Kauen gut tut oder eher in destruktives Verhalten kippt. Behalte immer im Hinterkopf, dass Kauen viel mit Emotionen zu tun hat. 

 

Fokussiere dich bei allen Vorteilen und positiven Effekten des Kauens nicht nur darauf, wenn es darum geht, deinen Hund zu beschäftigen, zu belohnen oder zu beruhigen. Überlege immer auch, wie du deinem Hund weitere Bewältigungsstrategien in emotionalen Momenten anbieten kannst und was zu höheren Erregungslagen, Frustration oder Angst führt.

Mini-Ergänzung zu Angst & Kauen

Sicher hast du schon mal gehört, dass Hunde bei großem Stress die Nahrungsaufnahme einstellen und dann meist auch keine Leckerli mehr annehmen. Häufig ist das also eine gute Orientierung, wenn es darum geht, die Gemütslage deines Hundes auch als ungeübte:r Beobachter:in einzuschätzen.

Es gibt jedoch auch stressbedingtes Fressen und Kauen. So kann es eben auch zum paradoxen Fall kommen und der jeweilige Hund beginnt bei starker Angst oder hohem Stresslevel eben exzessives Kauen oder auch Fressen. 

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